Die alternativen Finanzierungsmöglichkeiten haben weltweit zunehmend an Bekanntheit gewonnen und finden auch in Europa immer größere Verbreitung. Es hat viele Gesichter, der größte Anteil davon aber entfällt auf die Nutzung sogenannter Peer-to-Peer-Plattformen (P2P).
Was ist eigentlich ein Peer-to-Peer-Kredit?
Nach der Begriffserklärung in Wikipedia handelt es sich hierbei um Kredite an Privatpersonen oder Unternehmer, die durch einer Online-Plattform, welche sie direkt mit den Kreditgebern verbindet, vergeben werden. Die Gesellschaften, die solche Kredite vergeben, arbeiten ausschließlich im Internet, wobei ihre niedrigeren Betriebskosten oft eine Kreditvergabe zu einem bedeutend niedrigeren Preis im Vergleich zu den herkömmlichen Finanzinstituten ermöglichen. So profitierten Kreditnehmer von günstigeren Zinsbedingungen und die Kreditgeber erzielen höhere Kapitalrenditen im Vergleich zu anderen Sparprodukten.
Ihrerseits erhalten die Dienstanbieter (die Plattform für P2P-Kredite) für ihre Vermittlungsdienste einen Prozentanteil des vergebenen Kredits. Im Grunde besteht ihre Funktion darin, dass sie die potentiellen Kreditnehmer mit den Kreditgebern verbinden. Bei den meisten P2P-Krediten handelt es sich um unbesicherte Darlehen, wobei ein Großteil davon an Unternehmen gerichtet ist.
Für die Zinsfestlegung der gewährten Kredite benutzen die Kreditgeber bei der Vergabe ihrer Mittel sehr oft das Modell der „Reverse Auction“ bzw. des Angebots des niedrigsten Zinses. Es kann auch ein fester Zinssatz vereinbart werden, der nach Analyse des Kreditratings des Kreditnehmers bestimmt wird. Um Finanzrisiken und schlechte Darlehen einzuschränken, schätzen auf manchen Plattformen die Kreditgeber selbst ein, ob sie einem Kreditnehmer Mittel gewähren oder nicht.
Wie ist dieses Geschäft entstanden?
Nach dem Ende der Finanzkrise suchten die Kreditnehmer zunehmend niedrigere Zinsen und Zugang zu Krediten. Die Kreditgeber ihrerseits suchten nach Möglichkeiten, mit ihren Anlagen höhere Renditen zu erzielen. Die Banken wiederum unterlagen strengen Aufsichtsregelungen und sahen sich erheblich dabei gehindert, dem wachsenden Bedarf des Marktes zu genügen. Dadurch entstand ein merkliches Kreditvakuum, welches von P2P-Plattformen gefüllt wurde. Solche Plattformen unterliegen weniger strengen Regulierungen, da sie als Vermittler zwischen Kreditgebern und Kreditnehmern agieren. Die Industrie der P2P-Kredite verzeichnet einen bedeutenden Zuwachs, besonders in den entwickelten Ländern mit fortgeschrittenen Finanzmärkten.
Im vergangenen Jahr wurden in den USA durch solche Plattformen Kredite in einer Gesamthöhe von 6,6 Mrd. USD vergeben um 128 % mehr als im Vorjahr ̶ womit laut einer Analyse von BIntelligence das Land als der größte Markt in Bezug auf das Volumen hervortritt. Der größte Kredit wurde allerdings in Großbritannien gewährt, und zwar ist er um 72 % höher als der größte in den USA vergebene Kredit. Fachleute sind der Meinung, dass der nächste Boom dieser Art von Kreditierung nunmehr in Europa zu erwarten ist.
Dieselbe Analyse von Business Insider zeigt, dass in 2014 die alternativen Finanzmärkte auf dem Alten Kontinent ein Volumen von fast 3 Milliarden Euro erreicht haben, was einem Zuwachs von 144 % auf Jahresbasis entspricht. In Frankreich z.B. hat der kleine P2P-Kreditmarkt im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 4000 % verzeichnet und ein Volumen von 8,2 Millionen Euro erreicht. Diese Art von Kreditvergabe weitet sich immer mehr auch in Ländern wie Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden aus.
Wie verläuft der Prozess der Vergabe eines P2P-Kredits?
Der Benutzer beantragt einen Kredit auf der Internetseite der von ihm gewählten Plattform. Die Plattform legt sein „Kreditrating“ und seine Zahlungsfähigkeit fest. Bei festgestellter Kreditwürdigkeit werden im nächsten Schritt die Bedingungen bestimmt, einschließlich der Zinssatz vereinbart. Das Profil des Kreditinteressenten wird dann auf der Plattform potentiellen Anlegern, deren Anforderungen der Kreditinteressent entspricht, vorgestellt. Ein Anleger bzw. eine Anlegergruppe entscheiden sich dazu, den ganzen oder einen Teil des vom Kreditinteressenten beantragten Betrags zur Verfügung zu stellen. Als Drittpartei zahlt eine Partnerbank dem Kreditinteressenten tatsächlich die reale Summe aus, wodurch juristische Hindernisse im Zusammenhang mit den vorgeschriebenen Rückstellungen vermieden werden.
Die Investoren stellen der Plattform Geldmittel zur Verfügung, mit denen diese den Kredit von der Bank abkauft. Der Kreditnehmer zahlt die fälligen Summen an die Plattform und sie werden entsprechend an die Anleger zurückgezahlt. Es ist zu berücksichtigen, dass die Plattformen für P2P-Kredite lediglich Vermittler bei der Zusammenführung der Interessen von Kreditgebern und Kreditnehmern sind. Sie übernehmen keinerlei Risiko im Zusammenhang mit schlechten Darlehen und können auf diese Weise die Betriebskosten niedrig halten und dementsprechend günstigere Zinssätze bieten.