Weltweit ist eine neue finanztechnologische Industrie im Vormarsch und sie heißt FinTech. FinTech ist eine Hybridform zwischen Finanzen und Technologien, die durch die veränderten Erwartungen der Benutzer an die Art, wie sie Bankoperationen und Zahlungen ausführen, Geldmittel verwalten und Versicherungen abschließen wollen, ins Leben gerufen wurde. Was bedeutet der Begriff FinTech?
Es handelt sich um ein Segment dynamischer Finanztechnologien, die schwerpunktmäßig innovative Produkte und Dienstleistungen, welche bisher als den großen Finanzinstituten vorbehalten galten, anbieten. Die Finanzierung der FinTech-Industrie ist im vergangenen Jahr auf 12,2 Milliarden USD angestiegen und hat sich somit im Vergleich zum Vorjahr (5,6 Milliarden USD) praktisch verdoppelt (nach Angaben der Analyse „The Pulse of FinTech“, Q1 2016, erstellt von KPMG und CBinsights). Dank der wachsenden Finanzierung schreitet die Entwicklung noch schneller voran, heißt es noch in der Analyse.
Die neue, technologisch ausgerichtete Industrie ist aber mit dem Gebot der Veränderung verbunden – dieses betrifft nicht nur die Funktionsweise der Banken, sondern auch der übrigen Sektoren wie Versicherungen und Vermögensverwaltung. Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, das bis zu 28 % des Geschäfts der Banken und der Bankzahlungen und bis zu 22 % des Geschäfts mit Vermögensverwaltung und Versicherungen durch FinTech gefährdet sind.
FinTech verändert die Banken und das herkömmliche Banking. Zuallererst wurden die herkömmlichen Bankdienstleistungen, die den größten Teil der genutzten Bankdienstleistungen ausmachen, ins Visier genommen. Es gibt inzwischen Banken, die ausschließlich online operieren und bei denen für die Eröffnung eines Kontos keine Geschäftsstelle besucht werden muss. Alles ist im virtuellen Raum. Überdies bieten manche dieser Banken im Vergleich zu den herkömmlichen Finanzinstituten weit höhere Zinsen auf Einlagen, manchmal bis zu 4 % (bei einem weltweiten Rekordtief der Zinsen).
Mit der Schaffung von spezialisierten Plattformen für Kreditvergabe „Benutzer an Benutzer“ (Peer-to-Peer Kredite) z.B. haben Kunden und Firmen begonnen, untereinander Kredite zu gewähren und aufzunehmen. Diese Plattformen haben auf nicht herkömmliche Informationsquellen und Kreditmodelle sowie auf leistungsstarke Systeme für Risikoeinschätzung zurückgegriffen. Außerdem sind diese P2P-Plattformen an den spezifischen Bedarf jedes Nutzers sehr stark orientiert. Sie arbeiten mit sehr niedrigen operativen Kosten, wodurch es möglich wird, den Preis der Kredite zu senken. Zufrieden sind sowohl die Kreditnehmer, die Kredite zu günstigeren Bedingungen bekommen, wie auch die Kreditgeber / Anleger, die mit ihrem Geld eine höhere Rendite erzielen.
Erwähnt werden sollte noch wie komfortabel es ist, dass der ganze Prozess für alle einfach und verständlich verläuft und sich ständige Besuche von Bankfilialen zwecks Einreichen von Dokumenten, bei denen außer allem anderen auch viel Zeit verloren wird, erübrigen. Durch solche Plattformen sind in den USA laut Angaben von Business Insider im vergangenen Jahr Kredite in einer Gesamthöhe von 6,6 Milliarden USD vergeben worden, das einem Zuwachs von 128 % auf Jahresbasis gleichkommt.
FinTech veränderte die Geldüberweisungen Wenn es um Geldüberweisungen geht, suchen die Leute im Wesentlichen zweierlei: schnelle und sichere Überweisungen zu einem niedrigen Preis. Genau das hat ihnen die neue FinTech-Industrie geboten, die nun beginnt, die ersten Früchte ihrer Bemühungen zu ernten. Überweisungen von Geldmitteln ins Ausland und Auslandsüberweisungen waren noch nie so einfach und so billig und dabei werden sie mit wenigen Berührungen des Smartphones ausgeführt.
Die zweite Welle der FinTech-Evolution momentan wird eine zweite Welle des „Aus-der-Bequemlichkeit-reißen“ der Finanzindustrie beobachtet, und zwar betrifft sie die Versicherungs- und die Vermögensverwaltungsgesellschaften. Ca. 74 % der Versicherungsgesellschaften befürchten, dass gerade ihr Sektor der nächste sein wird, der in den kommenden fünf Jahren von FinTech betroffen sein wird.
Nach Angaben von Business Insider befürchten 51 % der Vermögensverwaltungsgesellschaften dasselbe für sich. Die gute Nachricht ist, dass die Gesellschaften genügend Information über die Trends und die Richtung der Entwicklung der Finanzindustrie haben, um angemessen zu reagieren. Anstatt daneben zu stehen und teilnahmslos zuzusehen, können die Führer in den verschiedenen Finanzsektoren sich der Entwicklung anschließen und die neuen Trends nutzen. Eine mögliche Variante dafür ist, mit bereits bestehenden FinTech-Gesellschaften zu kooperieren oder eigene zu gründen, welche dem neuen Bedarf der Nutzer entsprechen.